Interessenkonflikt

Abschaffen geht nicht, aufs Erkennen und Reagieren kommt es an

Sind Interessenkonflikte etwas Schlechtes? Kann man sie zuverlässig vermeiden? Sollte man sie verbieten? Die Antwort lautet dreimal: nein. Nach einer weitgehend akzeptierten Definition von Dennis F. Thompson ist ein Interessenkonflikt eine Risikosituation, in der die professionelle Urteilsfähigkeit im Hinblick auf primäre Interessen (z.B. Sorge für das Patientenwohl) durch sekundäre Interessen (z.B. finanzielle Interessen) unangemessen beeinflusst zu werden droht.Ob diese Beeinflussung dann tatsächlich stattfindet, ist unerheblich. Die Betrachtung der Risikosituation statt des eingetretenen Schadens hat mehrere Vorteile: sie ist praktikabel, weil der Nachweis einer Beeinflussung post hoc naturgemäß schwer ist, sie wirkt präventiv und schützt eine Profession schon vor dem Verdacht einer unangemessenen Einflussnahme.

  1. Thompson DF. Understanding financial conflicts of interest. NEJM 1993; 329: 573-576.