Internet-Marketing
Online-Foren bieten Rat und Hilfe – und werden von Marketing-Agenturen gefüttert
Gesundheitsinformationen aus dem Internet sind heiß begehrt: die meisten Deutschen konsultieren inzwischen Dr. Google, bevor sie zum Arzt gehen. Beliebt sind Foren, wo Rat und Hilfe scheinbar uneigennützig angeboten wird. Inzwischen mehren sich die Zweifel an den Motiven der Ratgeber. Zahlreiche Marketing-Agenturen füllen die Webseiten mit Werbebotschaften, die als harmlose Patientenkommentare daherkommen.
Die Einträge werden mit einem Tarnnamen versehen und gerne mit einigen Schreibfehlern garniert, damit sie authentisch wirken. So platzierte eine Wiener Agentur im Auftrag von Bayer tausende von Einträgen wie diesen: „also dany87, ich hab mir vor ein paar monaten eine hormonspirale einsetzen lassen (mirena) und bin mittlerweile echt zufrieden, weil ich nix daovn merke und an nix denken muss.“
Solche Botschaften verstoßen gegen den Kommunikationskodex des Deutschen Rates für Public Relations: „PR- und Kommunikationsfachleute sorgen dafür, dass der Absender ihrer Botschaften klar erkennbar ist.“ Zudem ist es laut Gesetz verboten, „den Werbecharakter von geschäftlichen Handlungen zu verschleiern“. 1
Die anonymen Schreiber tummeln sich auf beliebten Plattformen wie Facebook, YouTube, Wikipedia und GuteFrage.net sowie Nachrichtenportalen wie Spiegel.de und Focus.de. Daneben betreiben Pharmakonzerne eigene Werbeseiten, die als scheinbar neutrale Informationsportale aufgemacht sind wie etwa pille.de oder testosteron.de. Allein Bayer gibt jährlich 10 Mrd. € für Marketing aus. Da die Pharmaindustrie ihre Marketingausgaben jedoch nicht im Einzelnen veröffentlicht, bleiben die Etats zur Manipulation des Internets im Dunkeln.