Advisory Board

Beratende Ärzte dienen der Pharmaindustrie vor allem für Marketingzwecke

„Advisory boards werden organisiert, um nützliche Informationen für das taktische und strategische Marketing zu gewinnen. Damit bieten Sie wichtige Chancen bei der Entwicklung einer Marke“.  So sagt es die kanadische Pharmamarketing-Agentur Medicom. 1

Wird ein Arzt in einen solchen Beirat berufen, neigt er eher zu der Auffassung, dass er mit seiner besonderen Expertise dazu beitragen kann, die Anwendung eines Medikaments effektiver und sicherer zu machen. Da diese ehrenvollen Aspekte im Einzelfall tatsächlich eine Rolle spielen,  bleibt das professionelle Selbstbild intakt. Dass es meist um etwas anderes als wissenschaftliche Beratung geht, zeigen jedoch schon die nackten Zahlen: Im Jahr 2010 hatten 1160 von 18000 dänischen Ärzten einen Beratervertrag mit der Industrie. 2 Allein die US-Firma Forest, Hersteller des Antidepressivums Escitalopram hatte 19.000 ärztliche Berater auf der Gehaltsliste. 3

Bräuchte die Industrie derart viele auswärtige Berater, wäre es um die eigene Kompetenz schlecht bestellt. Oft sind Berater-Honorare jedoch reines Schmiergeld, da sie ohne relevante Gegenleistung gezahlt werden. Als Berater werden die immer gleichen ärztlichen Meinungsbildner und Vielredner rekrutiert, während stille Experten in diesen Kreisen keine Rolle spielen. Ziel ist es, anerkannte Multiplikatoren langfristig an das Produkt zu binden.  Folgerichtig sind es vor allem die Top-Ärzte mit Beratervertrag, die einem Medikament bis zuletzt die Treue halten, bevor es wegen zuvor verheimlichter Nebenwirkungen vom Markt genommen wird. Dieser Einsatz wird großzügig vergütet, so dass mancher Universitätsprofessor sein jährliches Grundgehalt durch verschiedene Beraterjobs verdoppeln kann. Herausragende Marketing-Ärzte lassen ihre Pharmagehälter von Agenten aushandeln.

Übrigens: Die nebenberufliche Tätigkeit für ein Medikament ist bislang kein Hindernis für die Mitarbeit an einer nationalen oder internationalen Behandlungs-Leitlinie, in der es um den Einsatz eben dieses Präparats geht – ein ziemlich kranker Interessenkonflikt.

  1. http://meducom.ca/wp-content/uploads/2013/03/Pharma-Advisory-Baords-More-Than-Meetings.pdf
  2. Peter Gøtzsche. What do thousands of doctors on industry payroll do? In: Deadly medicines and organized crime. Radcliffe Publishing, London 2013, S. 74-86
  3. Peter Gøtzsche. Deadly medicines and organized crime. Radcliffe Publishing, London 2013, S. 228.