Jahresrückblick 2013

(31.12.2013) Was haben wir mit NeurologyFirst in diesem Jahr erreicht? Nicht leicht zu beantworten, weil keiner der Erfolge allein auf unserem Mist gewachsen ist. Viele andere Akteure haben dazu beigetragen: die Mitglieder und Gremien der DGN, die AWMF, die Politik und eine zunehmend kritische Presse. Auch die Entwicklungen in den USA bleiben nicht ohne Folgen für uns, beispielsweise die Milliardenstrafen gegen Pharmafirmen wegen Unterdrückung negativer Studiendaten, die angelaufene Offenlegung aller Zahlungen von Pharmafirmen an Ärzte („Sunshine Act“) und die strengere Selbstregulierung der dortigen medizinischen Fachgesellschaften, die beispielsweise Vorstandsmitgliedern keine finanziellen Beziehungen zur Pharmaindustrie erlaubt.

Hier nun die ersten kleinen Erfolge:

  • Auf dem DGN-Kongress in Dresden konnten wir etwa 70 Unterstützer versammeln. Es wurde eine Gruppe von 20 Aktiven gebildet, die weitere Schritte unserer Initiative beraten und vorbereiten wird.
  • Der Handlungsentwurf der DGN zum Umgang mit Interessenkonflikten wurde bereits vor dem Kongress im Internet zur Diskussion gestellt. Die Beteiligung blieb mit etwa 30 Bewertungen gering. Es gab fast nur kritische Kommentare, da der Entwurf im Wesentlichen die bisherige Praxis der Zusammenarbeit mit der Industrie fortschreibt.
  • Die DGN organisierte zum Jahreskongress in Dresden ein Diskussionsforum zum Thema Interessenkonflikte, bei dem neben der DGN-Führung ein Medizinethiker, ein Repräsentant der Pharmaindustrie und unsere Initiative vertreten waren. Auch hier wünschten die Redner aus dem Publikum weitergehende Reformen im Sinne einer Entflechtung von DGN und Pharmaindustrie.
  • Die Leitlinienkommission der DGN, in der unsere inzwischen Initiative vertreten ist, hat auf Ihrer letzten Sitzung beschlossen, die aktuellen Vorschläge der AWMF zum Umgang mit Interessenkonflikten umzusetzen. Dazu gehört neben der Offenlegung von Interessenkonflikten auch die Rekrutierung unabhängiger Leitlinienautoren, die offene Diskussion über Interessenkonflikte in der Leitliniengruppe und die Abstinenz befangener Autoren bei Abstimmungen. Werden diese Beschlüsse umgesetzt werden, wird sich die DGN im Hinblick auf unabhängige Leitlinien an die Spitze der deutschen medizinischen Fachgesellschaften setzen.
  • Unsere Website www.neurologyfirst.de wächst und gedeiht. Jede Woche kommen Nachrichten oder Beiträge zum Wörterbuch der ärztlichen UnAbhängigkeit hinzu, um Hintergründe und Zusammenhänge transparent zu machen, die in unseren Fachzeitschriften meist außen vor bleiben. Die Zugriffe auf unsere Seite stiegen auf etwa 1200/Monat.

Wir danken allen für Ihre Unterstützung! Für 2014 erwarten wir einen überarbeiteten „Handlungsentwurf zum Umgang mit wirtschaftlichen Interessen“, der die Kritik der DGN-Mitglieder aufnimmt und die Unabhängigkeit unserer Berufsgruppe von der Pharmaindustrie voranbringt.


Thomas Lempert        Enrico Völzke        Michael von Brevern