Neue Studie belegt mangelhaften Umgang mit Interessenkonflikten bei deutschen Leitlinien

(29.06.2015) In der Studie wurden 234 AWMF-Leitlinien der (niedrigsten) Stufe S1 aus den Jahren 2010 bis 2013 bewertet. Interessenkonflikte finanzieller Art gaben 50% der Leitlinienautoren an; wenn schwerpunktmäßig Arzneimittel bewertet wurden, waren es sogar 60%. Nur bei 12% der Leitlinien hatte kein Autor finanzielle Interessenkonflikte. Eine Bewertung der Interessenkonflikte wurde nur bei 11% der Leitlinien dokumentiert. Eine Konsequenz hatte dies nur in einem einzigen Fall: ein Mitglied einer Leitliniengruppe enthielt sich aus eigener Initiative bei einzelnen Abstimmungen.

Die Autoren der Studie kommen zu den gleichen Empfehlungen wie unser aktueller Appell für unabhängige Leitlinien: Interessenkonflikte müssen nicht nur deklariert, sondern auch unabhängig bewertet werden. Im nächsten Schritt sind aus problematischen Interessenkonflikten auch Konsequenzen zu ziehen: die Enthaltung bei einzelnen Abstimmungen oder der Ausschluss aus dem gesamtem Leitlinienprozess.

http://www.aerzteblatt.de/archiv/171065/Deklaration-und-Umgang-mit-Interessenkonflikten-in-deutschen-Leitlinien-Eine-Untersuchung-von-S1-Leitlinien-deutscher-Fachgesellschaften-der-Jahre-2010-bis-2013