Mit Anwendungsbeobachtungen zur Umsatzsteigerung

(13.07.2020) Auch bereits zugelassene Medikamente müssen weiter erforscht werden. So kann beispielsweise die Europäische Arzneimittelagentur einen Arzneimittelhersteller zu einer Postmarketing Safety Study veranlassen, um die Nebenwirkungen besser zu erfassen als es die Zulassungsstudien erlauben. Etwas ganz anderes sind die vom Hersteller gestarteten Anwendungsbeobachtungen, die in Deutschland trotz massiver Kritik immer noch legal sind.

Hier bekommen Ärzte Geld für eine wissenschaftlich in aller Regel wertlose Befunddokumentation während der Anwendung teurer patentgeschützter Medikamente. Diese Kickback-Zahlung bleibt dem Patienten verborgen, der noch nicht einmal die Teilnahme verweigern kann. Die Ergebnisse verschwinden fast immer in den Schubladen der Unternehmen. Anwendungsbeobachtungen dienen vorzugsweise dem Marketing und sind daher von einem korruptiven Lüftlein umweht. Nun konnte die Mainzer Arbeitsgruppe um den Psychiater Klaus Lieb zeigen, dass Anwendungsbeobachtungen tatsächlich im Sinne der Auftraggeber funktionieren und zu einer Mehrverordnung führen. Allerdings ist der Effekt mit einer Zunahme von etwa 8% in einem 2-Jahreszeitraum recht bescheiden. Die Ergebnisse können die Industrie motivieren, das Modell der Anwendungsbeobachtungen zu überdenken und am besten ganz abzuschaffen.