Meinungsführer

Schwache Daten, starke Meinung

„Key opinion leaders were salespeople for us, and we would routinely measure the return on our investment, by tracking prescriptions before and after their presentations. If that speaker didn’t make the impact the company was looking for, then you wouldn’t invite them back.”So sagt es Kimberly Elliott, die für die Pharmaindustrie jahrelang ärztliche Meinungsführer „führte“.

Für ihre Marketing-, Forschungs- und Fortbildungsstrategien setzt die Pharmaindustrie auf ärztliche Meinungsführer (Key opinion leaders / KOLs). Sie beeinflussen das Verschreibungsverhalten ihrer Kollegen auf vielerlei Weise: durch Arzneimittelstudien, Vorträge, Veröffentlichungen in Fachzeitschriften und bei der Entwicklung von Leitlinien. Ihre Verbindungen zur Industrie bleiben dabei oft verborgen.

Meinungsführer werden mit Hilfe beauftragter Marktforschungsinstitute identifiziert, oft firmenintern geschult und bisweilen mit vorfabrizierten Powerpoint-Präsentationen versorgt. Auch Meinungsführer, die den Produktnamen nicht in den Mund nehmen, nützen den Firmen, indem sie Aufmerksamkeit für die zum Produkt gehörige Krankheit erzeugen („to create a buzz“) und ihre Reputation in die Waagschale werfen.

P.S.: In der Wissenschaft sind Meinungsführer bedeutungslos, da dort gerne selber gedacht wird.

  1. Moynihan R. Key opinion leaders: independent experts or drug representatives in disguise? BMJ 2008;336:1402-3.