Impfskepsis

Mit Impfungen werden Milliarden verdient. Umso wichtiger ist die Unabhängigkeit der Gremien, die Impfempfehlungen formulieren.

Impfungen gehören zu den erfolgreichsten medizinischen Maßnahmen überhaupt. Sie haben furchtbare Krankheiten wie die Pocken, Diphterie oder Kinderlähmung in den entwickelten Ländern ausgerottet. Trotz dieser positiven Bilanz macht sich jedoch Impfskepsis und Impfmüdigkeit breit. Die Kritik kommt von zwei Seiten: Zum einen von besorgten Eltern, die Impfschäden mehr fürchten als die bekämpften Krankheiten, deren Schrecken sie nicht mehr kennengelernt haben. Zum anderen von Ärzten und Wissenschaftlern, die Empfehlungen für manch neue Impfung kritisieren, bevor Kosten, Nutzen und Risiken ausreichend abgewogen wurden. So mussten die Steuerzahler vieler europäischer Länder Milliardenbeträge abschreiben, die ihre Regierungen im Jahr 2009 für weitgehend nutzlose Grippeimpfstoffe ausgegeben hatten.

Das Geschäft mit den Impfstoffen ist für die großen Arzneimittelfirmen zu einer sprudelnden Geldquelle geworden:

  • Durch die amtlichen Empfehlungen der WHO und der Ständigen Impfkommission (STIKO) ist ihnen ein Massenmarkt sicher – aufwendige Marketingkampagnen entfallen.
  • Die Krankenkassen sind in Deutschland seit 2007 gesetzlich verpflichtet, alle empfohlenen Impfungen auch zu bezahlen.
  • Für Impfkomplikationen haftet der Staat.
  • Die Patente für Impfstoffe gelten in Europa unbegrenzt, eine Konkurrenz durch preiswerte Generika ist auch in ferner Zukunft nicht vorgesehen. Gerade neue Impfstoffe sind teuer, so kostet beispielsweise die HPV-Impfung 480,- Euro.

Daher tragen Impfkommissionen nicht nur eine medizinische, sondern auch eine gesundheitsökonomische Verantwortung. Kommissionsmitglieder müssen über jeden Zweifel erhaben sein, durch die Hersteller von Impfstoffen beeinflusst zu werden. Ansonsten untergraben sie das öffentliche Vertrauen in alle Impfungen, auch die lebensrettenden. Die Verbindungen einzelner STIKO-Mitglieder zur Pharmaindustrie1 können dabei kaum als vertrauensbildende Maßnahme angesehen werden. Noch weniger der nahtlose Wechsel des STIKO-Vorsitzenden Heinz-Joseph Schmitt in eine Spitzenposition beim Pharmakonzern Novartis im Jahr 2007.

  1. www.rki.de/DE/Content/Kommissionen/STIKO/Mitgliedschaft/Interessenskonflikte/interessenskonflikte_node.html

 

P.S.: Die Politik könnte die Unabhängigkeit der STIKO stärken, wenn sie die bislang ehrenamtliche Tätigkeit ihrer Mitglieder durch eine angemessene Aufwandsentschädigung honorierte.