AOK-Ärztereisen
Auf Krankenkasse zum Kongress
Die größten Geldgeber für ärztliches Reisen und Speisen sind in die Krankenkassen. Klingt merkwürdig, dürfte aber stimmen. Als Veranstalter fungieren die Arzneimittelhersteller, die Ärzte an attraktive Orte zu Kongressen einladen. Für ärztliche Fortbildung geben sie weltweit etwa 14% ihrer Marketingetats aus1, in Deutschland also etwa 1,3 Mrd. €. Den größten Teil machen dabei Reisen, Unterkunft und Verpflegung der Teilnehmer aus. Refinanziert werden die Kosten über erhöhte Arzneimittelpreise, die wiederum von den Versicherten gezahlt werden.
Inzwischen hängen auch viele große Kongresse nationaler und internationaler Fachgesellschaften von der Pharmaindustrie ab, die oft die Mehrheit der ärztlichen Besucher „sponsert“. Als Gegenleistung verschlingen die Ärzte mit dem Pharmaschinken auch gleich die in Studiendaten marinierten Marketing-Botschaften. Anschließend verordnen sie die beworbenen teuren Medikamente. Wäre es anders, hätte sich die Industrie längst aus dem Fortbildungssponsoring verabschiedet.
Die Krankenkassen sehen in den Arzneimittelkosten inzwischen auch ein Problem, das sie jedoch immer gut lösen können: durch Abwälzen auf ihre Mitglieder. Praktischerweise haben die nämlich keine Möglichkeit, das Ärztesponsoring abzuwählen und ihre Beiträge entsprechend zu reduzieren.