Ärztetag fordert Offenlegung aller Industrie-Zuwendungen an Ärzte

(07.07.2013) Der 116. deutsche Ärztetag hat die Bundesärztekammer beauftragt, für eine Offenlegung aller industriellen Zuwendungen an Ärzte einzutreten – nach dem amerikanischen Vorbild des Physician Payments Sunshine Act.1 Dieser wurde vom republikanischen Senator Charles Grassley initiiert und erhielt als Teil der Gesundheitsreform der Obama-Regierung 2010 Gesetzesrang.1

Ab August werden damit alle Zahlungen und geldwerten Leistungen an Ärzte und Lehrkrankenhäuser erfasst und ab 2014 auf einer öffentlich zugänglichen Website veröffentlicht. Jeder in den USA tätige Hersteller von Medikamenten oder medizinischen Geräten muss alle Zuwendungen aufführen. Die Geringfügigkeitsgrenze liegt bei 10 $. Für jede Zuwendung wird der Name und die Adresse des Arztes, das Datum und der Betrag offengelegt sowie die Gegenleistung des Arztes (sofern es eine gibt), beispielsweise die Durchführung einer Studie oder Beratungstätigkeiten. Auch das individuelle Sponsoring von Fortbildungen und Kongressreisen wird berichtet. Die aufgeführten Ärzte können die Korrektheit der Angaben überprüfen und Einsprüche erheben.

Der deutsche Ärztetag hat nun die Bundesärztekammer aufgefordert, auf eine vergleichbare gesetzliche Regelung in Deutschland hinzuwirken und dem Ärztetag 2014 darüber Bericht zu erstatten. Da sich auch der europäische Pharmaverband EFPIA kürzlich dazu bekannt hat, alle Zuwendungen offenzulegen, ist ein europäischer Sunshine Act in greifbare Nähe gerückt. Eine umfassende Transparenzregelung wird nicht nur Patienten die Auswahl ihrer Ärzte erleichtern, sondern auch alle Ärzte in die Lage versetzen, Interessenkonflikte von Referenten, Autoren und Leitlinienkommissionen rasch zu überprüfen.

  1. Agrawal S, Brennan N, Budetti P. The Sunshine Act – effects on physicians. N Engl J Med 2013; 368: 2054-2057.