Zweifelhaftes Botox-Marketing

(07.11.2014) Unter dem Titel Botox gegen Migräne? erschien am 28.10.2014 ein Beitrag in der Süddeutschen Zeitung, der über die neueste Plakatkampagne zur chronischen Migräne von Pharm-Allergan in Berlin berichtet .1 Hier werden Patienten direkt angesprochen, das Heilmittelwerbeverbot geschickt umgangen und gleichzeitig auf die Hersteller-gesponserte Website www.chronischemigraene.de aufmerksam gemacht. Diese führt rasch zu Botulinumtoxin, welches als Reservemittel bei chronischer Migräne zugelassen ist, wenn andere Prophylaxemöglichkeiten nicht wirken oder nicht vertragen werden.

Untersucht wurde das Toxin an Patienten mit chronischen Kopfschmerzen, darunter etliche mit zweifelhafter Diagnose. Die möglichen Nebenwirkungen sind nicht gering, der Preis für eine Behandlung mit 800 € extrem hoch und der Nutzen „gering bis bescheiden“, so das Fazit des ArzneiTelegramms.

Per Mausklick findet man auf der Website eine Reihe von ÄrztInnen in ganz Deutschland, die von Pharma-Allergan zu „erfahrenen Kopfschmerzspezialisten“ gekürt und den Patienten ans Herz gelegt werden. Manche dieser Kolleginnen und Kollegen sind fachfremde Orthopäden und Anästhesisten. Die finanziellen Beziehungen der genannten Ärzte zur Industrie werden nicht offengelegt. Der aufklärerische Gestus und die konkrete Benennung einzelner Ärzte als „erfahrene Spezialisten“ ist eine Irreführung der Patienten und spiegelt eine neue negative Entwicklung im Arzneimittel-Marketing wider. Sinnvoll wäre eine gesetzliche Regelung, die solche Pseudo-Informationskampagnen unterbindet. Damit würde die Intention des Heilmittelgesetzes gestärkt, das an Patienten gerichtete Werbung für verschreibungspflichtige Medikamente nicht erlaubt.

  1. sueddeutsche.de/gesundheit/umstrittene-werbeplakate-pharmakonzern-wirbt-mit-botox-gegen-migraene-1.2195537