Pharma-Marketing

Patientengeld für fremde Zwecke

Pharma-Marketing ist durch Patienten bezahlte Werbung, die selektive Informationen verbreitet und die Evidenz verzerrt – auf Kosten der Therapieeffektivität. So krass kann man das nicht sagen? Machen wir den Faktencheck:

  1. Patienten zahlen für Pharma-Marketing. Es zählt zu den ökonomischen Binsenwahrheiten, dass Werbung über den Preis für das Produkt bezahlt wird. Der Nachweis dafür wurde beispielhaft für Clopidogrel erbracht: 1999 kam es erfolgreich ohne Werbung auf den Markt. 2001 lief eine 350 Millionen Dollar teure Werbekampagne an, gleichzeitig wurde der Preis pro Tablette um 40 U.S.-Cent erhöht, was allein dem Versicherer Medicaid Zusatzkosten von 207 Millionen Dollar verursachte.1
  2. Pharmamarketing vermittelt selektive Informationen. Auch hier gilt ein ökonomisches Prinzip: kommuniziert wird, was zum Verkauf beiträgt. Wiederholt wurde gezeigt, dass die Behauptungen von Werbeanzeigen selbst in hochrangigen Fachjournalen oft nicht durch Studien gestützt werden.2
  3. Therapieentscheidungen werden negativ beeinflusst. Eine ganze Reihe von Studien belegt, dass Pharma-Werbung nicht nur mit einem Anstieg von Verschreibungen und Verschreibungskosten einhergeht, sondern auch dazu führt, dass von evidenzbasierten Therapieempfehlungen abgewichen wird.3

Aus ärztlicher Sicht braucht der Arzneimittelmarkt kein Marketing, sondern nur die vollständigen Studiendaten und deren unabhängige Bewertung. Marketing ist jedoch für die Industrie unverzichtbar, um aus einer mittelmäßigen Substanz einen Blockbuster zu machen.

  1. http://archinte.jamanetwork.com/article.aspx?articleid=1108578
  2. http://plosone.org/article/info:doi/10.1371/journal.pone.0006350
  3. http://plosmedicine.org/article/info%3Adoi%2F10.1371%2Fjournal.pmed.1000352