Jadad-Score

Ein Gütesiegel minderer Güte

Alejandro Jadad ist ein international bekannter Pionier der Evidenz-basierten Medizin. In den 90iger Jahren entwickelte er ein einfaches Verfahren, um die Qualität klinischer Studien einzuschätzen. Der 5-stufige Jadad-Score fokussiert auf die Verblindung (max. 2 Punkte), Randomisierung (max. 2 Punkte) und den Umgang mit Studienabbrechern (max. 1 Punkt).1 Inzwischen gilt der Jadad-Score weithin als Goldstandard zur Beurteilung der Studienqualität.

Allerdings hat die Reduktion auf wenige Parameter auch ihren Preis, da andere Verzerrungsfaktoren unberücksichtigt bleiben, beispielsweise Vergleichbarkeit der Studienpopulationen, Verwendung von Surrogatendpunkten, die Methodik der Datenanalyse, die klinische Relevanz der beobachteten Effekte und vieles andere. So verwundert es nicht, dass der Jadad-Score selbst schlecht abschneidet, wenn man ihn mit anderen Messinstrumenten der Qualität klinischer Studien vergleicht: in einer umfassenden Analyse erhielt er nur 2,5 von 7 möglichen Punkten im Gegensatz zum SIGN50-Instrument, das die volle Punktzahl erreichte.2, 3 Somit ist der Jadad-Score ein Gütesiegel minderer Güte, das über viele Mängel klinischer Studien hinwegsieht. Und, noch ernüchternder: Auch das beste Messinstrument ist machtlos gegenüber manipulativen Täuschungen wie dem Ghostwriting und dem Verschweigen unliebsamer Ergebnisse (Publikations-Bias).

  1. Jadad AR, Moore RA, Carroll D, Jenkinson C, Reynolds DJ, Gavaghan DJ, McQuay HJ. Assessing the quality of reports of randomized clinical trials: is blinding necessary? Control Clin Trials 1996;17:1-12
  2. Shukla K, Bai A, Milne S, Wells G. Systematic Review of Quality Assessment Instruments for Randomized Control Trials: Selection of SIGN50 Methodological Checklist. The Cochrane database [O58]. 
    cmr.cochrane.org/?CRGReportID=11341
  3. Scottish Intercollegiate Guidelines Network. SIGN 50.www.sign.ac.uk/guidelines/fulltext/50/checklist2.html